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Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Vögelsen (mit Anmerkung des stellv.Bardowicker Samtgemeindebürgermeisters Achim Gründel)

Vorbemerkung:

Als Vertreter der Samtgemeinde Bardowick habe ich am 12.05. 2023 die JHV der FF Vögelsen besucht. Mein Anliegen war insbesondere, die gesellschaftliche Wertschätzung für den freiwilligen Dienst an der Gemeinschaft deutlich zu machen.

Die Sitzung begann mit der „üblichen“ Begrüßungsrede des Ortsbrandmeisters Henrik Düffert.
Thema: Routineeinsätze. Aus eigener dienstlicher Erfahrung als Kriminalbeamter ist mir hinlänglich bekannt, dass sich vermeintliche Routineeinsätze am Ende des Tages häufig als höchst gefahrvoll entwickeln. Vielleicht auch aus diesem Grunde empfinde ich die Worte des Ortsbrandmeisters als sehr bewegend und bedenkenswert. Es scheint etwas schief zu laufen.

Düfferts Ansprache sollte über den kleinen Kreis bei der Jahreshauptversammlung in Vögelsen hinaus Beachtung finden. Gerne übermittele ich hiermit die „Begrüßungsrede“ im Wortlaut zur eigenen Bewertung, Nachdenken und Publikation.

Achim Gründel
(stellvertr. Samtgemeindebürgermeister Bardowick)



Rede zur Jahreshauptversammlung 2023
von Henrik Düffert 2. stellv. Gemeindebrandmeister SG Bardowick & Ortsbrandmeister Vögelsen



Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kameradinnen und Kameraden,
ich möchte unsere Jahreshauptversammlung aus gegebenem Anlass heute mal etwas anders begin-
nen.

H1Y Türöffnung für den Rettungsdienst!

Das H steht für Hilfeleistungseinsatz, die 1 ist die Klassifizierungsgröße des Einsatzes und das Y steht für Menschenleben in Gefahr.
H1Y Türöffnung für den Rettungsdienst!

Ein Einsatzstichwort, was für alle Feuerwehren eigentlich Alltag bedeutet. Ein Einsatzstichwort, wel-
ches täglich mehrfach bei uns in Deutschland alarmiert wird und bei dem die zu erledigenden Tätig-
keiten, wie z.B. das Auffräsen oder Ziehen des Türschlosszylinders, die meisten Feuerwehrfrauen und
-männer im Schlaf erledigen könnten. Auch ein Einsatzstichwort, welches wir hier in Vögelsen gut
kennen und eigentlich ein Einsatzstichwort, welches aufgrund der Häufigkeit keine Einsatzkraft mehr
aus der Ruhe bringen sollte. H1Y Türöffnung für den Rettungsdienst!

So lautete auch das Alarmstichwort am 11.05.2023 in Ratingen. Routine für die Einsatzkräfte dort. Die
Alarmierung erfolgte, die Kameradinnen und Kameraden rüsteten sich aus, besetzten die Fahrzeuge,
kamen am Einsatzort an und starteten die mit Sicherheit schon in Fleisch und Blut übergegangenen
Tätigkeiten, um eine Tür zu öffnen, hinter der sich eine Person in Not befinden sollte.

Dann ein Knall und aus der Routine wird für die Kameradinnen und Kameraden, sowie natürlich auch
für die Einsatzkräfte der anderen Hilfsorganisationen, der wohl schrecklichste Einsatz ihres Lebens.
Ein 57-jähriger Mann entzündete beim Versuch der Türöffnung eine Molotowbombe und verletzte
zahlreiche Einsatzkräfte, davon 2 Kräfte der Polizei und 7 Kräfte der Feuerwehr schwer, wovon 5 le-
bensgefährlich verletzt sind und aktuell im Koma liegen.

Der Hintergrund dieser Tat ist aktuell noch nicht geklärt, jedoch entwickelt sich langsam die Erkennt-
nis, dass die Einsatzkräfte bewusst Zielscheibe dieses Angriffs gewesen sein könnten.
Mit dem gestrigen Tag hat uns ein neues Maß der Gewalt an Einsatzkräften erreicht, welches wir so in
Deutschland noch nicht kannten.

Schon zum Jahreswechsel 2022/23 konnten wir in Berlin sehen, wie Gewalt gegen Einsatzkräfte eine
neue Eskalationsstufe erreicht. Ein Hilfeleistungslöschfahrzeug wird in einen Hinterhalt gelockt, mit
brennenden Barrikaden gestoppt, mit Feuerwerkskörpern beschossen und es wird versucht, das Fahr-
zeug zu plündern. Ein 12kg Feuerlöscher wird in die Windschutzscheibe eines fahrenden, sich im Ein-
satz befindenden Rettungswagens geschleudert.

Die Täter waren überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund und es wurden direkt Stimmen
laut, wir hätten ein Ausländerproblem und diese Menschen seien in ihrer Kultur ohne Respekt vor
den staatlichen Sicherheitsorganen.

Diesen Stimmen möchte ich das Jahr 2016 ins Gedächtnis rufen. Flüchtlingskrise in Deutschland. Fast
kein Tag, an dem nicht gemeldet wird, dass irgendwo eine Flüchtlingsunterkunft brennt. Auch hier
keine Seltenheit: Angriffe auf die Rettungskräfte, die schlimmeres verhindern wollen. Die Täter in al-
len Fällen Personen aus dem rechtsextremen Milieu. Deutsche!

Der Täter aus Ratingen ist übrigens auch ein Deutscher.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kameradinnen und Kameraden, Staatsangehörigkeit, ethni-
sche Herkunft, religiöse Zugehörigkeit, dass alles spielt bei solchen Angriffen und Anschlägen absolut
keine Rolle. Arschlöcher und Vollidioten gibt es in jedem Land, in jeder Kultur, in jeder Religion und
Gewalt gegen Rettungskräfte gilt es aufs Schärfste zu verurteilen und die Täter mit aller Härte unseres Gesetzes zu bestrafen, egal welchen Hintergrund sie haben.

Warum leite ich unsere diesjährige Jahreshauptversammlung so ein?

H3Y Person in PKW eingeklemmt

Einsatz für die Feuerwehren aus Vögelsen und Bardowick, zwischen Vögelsen und Dachtmissen. Ein
aufgrund einer Straßensperrung gestoppter Autofahrer ist in Rage, weil er keinen Umweg nach Vögel-
sen fahren will. Er beschimpft und bepöbelt die Einsatzkräfte, wird den Polizisten gegenüber hand-
greiflich. Das alles, während eine verletze Person mit starken Schmerzen unter Anstrengungen aus
dem verunfallten Fahrzeug gerettet und dem Rettungsdienst übergeben wird.

B4Y Gebäudebrand Lüneburger Str. in Vögelsen

Mehrere Feuerwehren der Samtgemeinde im Einsatz. Auch hier aufgrund des Einsatzes Vollsperrung
der Straße und ein Autofahrer, der trotzdem in die Einsatzstelle fährt. Der Kamerad, der ihn anhalten
sollte, musste aus dem Weg gehen, da der Autofahrer einfach weitergefahren ist und den Kameraden
wahrscheinlich angefahren hätte.

Auslösung BMA Seniorenheim Vögelsen

Zum Glück nur Fehlalarm. Parallel läuft eine Veranstaltung in
diesem Gemeindehaus. Die Rückfahrt mit unserem MLF zum Geräthaus war unmöglich, weil die
Straße komplett zugeparkt wurde. Ich selbst gehe zu der Veranstaltung im Gemeindehaus und bitte
die Falschparker ihre Fahrzeuge zu entfernen. Hier schon Rufe aus der Hörerschaft, dass ich ein Spin-
ner sei. Von 7 falsch geparkten Fahrzeugen wurden dann nur 2 umgeparkt. Noch immer keine Mög-
lichkeit wieder zum Gerätehaus zu kommen, sodass ich die Polizei anfordern musste. Mit dem Kolle-
gen der Polizei dann erneut ins Gemeindehaus. Diesmal regten sich, nach Androhung einer Strafe,
dann auch alle Falschparker. Eine Falschparkerin beschimpfte mich beim Rausgehen als blöden Wich-
tigtuer und Idioten.

Nur einige Beispiele aus unserem Ausrückebereich...

Gewalt gegen Einsatzkräfte fängt nicht erst mit körperlichen Verletzungen an. Sie ist nicht nur ein
Phänomen der großen Städte, sie trifft uns auch hier, sie trifft uns in Vögelsen.

Ich möchte mit Sicherheit nicht diese kleinen Beispiele mit der schrecklichen Tat aus Ratingen gleich-
setzen und ich hoffe inständig, dass alle Betroffenen Einsatzkräfte und ihre Angehörigen den gestri-
gen Tag so gut es geht überstehen und verarbeiten werden. Vergessen werden sie ihn auf jeden Fall
nie!

Ich möchte die Geschehnisse von gestern aber zum Anlass nehmen um Euch, meine lieben Kamera-
dinnen und Kameraden, nicht erst am Ende der Versammlung, wo es schnell mal untergeht, sondern
am Anfang dieser Versammlung meinen tiefen Dank auszusprechen.

Ihr seid bereit, Eure Freizeit für die Allgemeinheit zu opfern, trotz dessen wir von manchen Personen
respektlos behandelt werden und die Gewaltbereitschaft gegenüber Einsatzkräften zu steigen
scheint. Ihr seid bereit, diese zusätzliche Belastung neben der normalen und teilweise auch aufrei-
benden Feuerwehrarbeit in Kauf zu nehmen, wofür ihr den größten Respekt und Anerkennung aus
der Bevölkerung verdient habt.

Vielen Dank für Euren stetigen Einsatz!

Henrik Düffert 2. stellv. Gemeindebrandmeister SG Bardowick & Ortsbrandmeister Vögelsen
Email: Henrik.Dueffert@FLLG.de

Bilder 1 und 2: zeigen jeweils Hendrik Düffert
Bild 3 zeigt Achim Gründel

Anmerkung der Florian ZuSa-Redaktion:

Die Rede vom Kameraden Hendrik Düffert und die Vorbemerkung von Herrn stellv. SG-BGM Gründel veröffentlichen wir hier
gerne. Sie zeigt anhand von Fallbeispielen, wie mittlerweile die Grenze der Respektlosigkeit bei einigen unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger
gegenüber den Blaulicht-Hilfsorganisationen gesunken ist.









Bericht: A.Gründel / H.Düffert
Bild: A.Gründel



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